Gemeinschaft, Vielseitigkeit, Begeisterung - und ein paar Ohrwürmer gab's auch dazu 

Ein Einblick in die Mittelstufenakademie von Katharina Kraus.

Einmal tief durchatmen. Ein und aus. Kurz ankommen. Ich lasse meinen Blick durch den kleinen Raum wandern, über die mir so vertraute Einrichtung und mein noch ungeöffnetes Gepäck. Ich trete ans Fenster und öffne es, blicke hinab auf das Werkstattgebäude und die Lagerfeuerstelle. Es ist ruhig. So kurz vor dem Mittagessen befinden sich die Burgbewohner*innen noch in ihren Kursen. Nicht mehr lange, dann wird es läuten. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen und der nervöse Knoten in meiner Magengegend löst sich ein wenig angesichts der Vorfreude und Neugier, die mich fast plötzlich überkommt. Ich bin wieder hier. Auf Burg Fürsteneck. Ich greife meinen Zimmerschlüssel und öffne die Tür. Los gehts.

So ungefähr liefen die ersten Minuten meines diesjährigen Besuchs auf der Mittelstufenakademie ab (Spoiler: es  folgten sehr viele Umarmungen), nachdem Eva mich nach einer rasanten Fahrt von Hünfeld aus in meinem Zimmer für die nächsten Tage abgesetzt hatte und sich dann mit einem schnellen „bis später“ verabschiedete - man hat ja schließlich viel zu tun während so einer Akademie  und die Mittagspause ist wertvolle Zeit.

Ich selbst habe als Schülerin nur die Oberstufenakademie erlebt und war sehr dankbar für die Gelegenheit, jetzt mehrere Tage in das Geschehen während der Mittelstufe eintauchen zu können. Jede Person im HSAKA-Kontext kennt es vermutlich: Erzählungen sind eine Sache, das Erleben eine andere. Und so begannen einige sehr vollgepackte Tage, deren Eindrücke ich euch im Folgenden etwas näher bringen möchte. 

Aufgrund meiner HSAKA-Erfahrung war ich davon ausgegangen, dass mich so schnell nichts mehr wird überraschen können. Immerhin wusste ich bereits, dass ich auf eine Gruppe sehr motivierter, begeisterungsfähiger und kreativer Menschen treffen würde, die in einer vergleichsweise sehr kurzen Zeit eine Vielzahl von Projekten auf die Beine stellen werden. Dennoch haben mich die jungen Schüler*innen, gerade am ersten Abend, wirklich kalt erwischt. Ich erhielt im Rahmen eines Werkstattabends direkt Einblicke in die Arbeit aller Hauptkurse. Und sei es die Anfangspräsentation des Kurses Kunst & Kultur zum Thema Scheitern, auf die ein sehr ernsthaftes Feedback der anderen Schüler*innen folgte, ein interaktives Auseinandersetzen mit Abwehrstrategien mit einer Teilnehmerin des Psychologie Kurses oder die detaillierten Plakate und Darstellungen aller Kurse, eines wurde schnell deutlich: Hier wurde mit einer Ernsthaftigkeit, wissenschaftlicher Akribie und Tiefe gearbeitet, die mich sehr beeindruckt und zugegebenermaßen ein kleines bisschen überrascht hat. Meine eigene Überraschung hat mich im Nachhinein doch etwas verwundert. Hatte ich etwa im Vorfeld aufgrund des jungen Alters der Teilnehmenden doch geringere Erwartungen? Falls dem so war, so wurden diese jedenfalls nach kürzester Zeit überschrieben. Und ich schäme mich auch nicht darin zuzugeben, dass ich teilweise den Schüler*innen in naturwissenschaftlichen Erläuterungen nicht mehr folgen konnte. 

Natürlich beschränkte sich dieser Eifer nicht auf die Hauptkurse. Auch während des Wahlkurses Tanz z.B., dem ich eine ganze Sitzung zugeschaut habe, konnte ich eine unfassbare Einsatzbereitschaft und Liebe zum Detail beobachten. Es wurde die genaue Positionierung von Arm und Schulter herausgearbeitet und immer wieder um Korrektur gebeten.  Und wie man Schüler*innen dazu bewegen kann, freiwillig jeden Tag zu Planken, ist mir persönlich ohnehin ein Rätsel. Aber dazu kommentierte Max während der Präsentation für die Eltern am Gästevormittag: „Mit (fehlender) Motivation hatten wir kein Problem, die Schüler*innen kamen schon so.“ 

Eine solche Motivation braucht es wohl auch, um die Mammutaufgabe, während der Akademie Zeit einen eigenen, vor Content sprühenden Blog zu launchen, bewältigen zu können, so wie es der Wahlkurs Blogging und Netzjournalismus getan hat. Als ich während der Kurszeit durch die Redaktion schlenderte, wurde von meiner Anwesenheit gar keine Notiz genommen, so vertieft waren die Schüler*innen in das Arbeiten an ihren Artikeln und Interviews. Erst als Sophie auf die Gäste aufmerksam machte, wurden die Blicke von den Laptops losgeeist. Nur für einen kurzen Blick, versteht sich. 

Auch das Lernen auf Augenhöhe wurde großgeschrieben. Ich durfte beobachten, wie sich die Schüler*innen in ihrer interdisziplinären Projektphase mit Elan eigenständig und emsig ihren komplett selbst geplanten Arbeiten widmeten, während ich mit einer Johannisbeer-Limonade (das reduzierte Sortiment der Getränke Kühlschränke wurde gebührend betrauert) im Aquarium saß und mal kurz entspannte. Diese Motivation, mit der die Schüler*innen arbeiteten und diskutierten, ist das beste Beispiel dafür, was der geschützte Raum der Akademie bewirkt: Er weckt den Mut, Dinge auszuprobieren, und das Vertrauen darin, das auch nicht jedes Projekt in einem „perfekten“ Ergebnis enden muss, um daraus etwas mitnehmen zu können. 

Vielleicht führte auch nicht zuletzt dieses freie, gemeinsame Arbeiten zu einer starken, sofort spürbaren Gemeinschaft unter den Schüler*innen. Ich musste mich beinahe daran erinnern, dass diese Gruppe erst seit einer knappen Woche so bestand und nicht schon um einiges länger. 

Auch das Team wirkte auf mich wie eine vertraute Einheit, die mit einer großen Freude an der gemeinsamen Arbeit mit den Schüler*innen zur Tat schritt und mit Stolz deren Erfolge verfolgte. Die Art des Umgangs miteinander und mit den Schüler*innen sorgte für die positive, produktive und der Akademie so eigene, besondere, fast magische Atmosphäre, die man, so ehrlich muss ich an der Stelle sein, mit Worten kaum hinreichend beschreiben kann. 

Was ich aber tun kann, ist danke sagen: für die Möglichkeit, diese Atmosphäre erleben zu dürfen, und vor allem für die herzliche Aufnahme während meines Besuchs. Es hat mich sehr gefreut, direkt mit eingebunden zu werden, mitsingen und -tanzen zu können (besonderer Dank gilt an dieser Stelle Eva und Max, der Discofox Song läuft in meinem Kopf in Dauerschleife, nicht zu vergessen die Melodie des Belgian Dance) und die Vorbereitungen für den Gästevormittag ein wenig unterstützen zu können. Natürlich steigerte sich meine Freude während dieses letzten Tages jedes Mal weiter, wenn ein*e Schüler*in mit einem ausgefüllten Beitrittsformular auf mich zukam. So ging es dann erschöpft, aber mit ganz vielen schönen Eindrücken im Gepäck, wieder nach Hause. 

Und falls es noch nicht deutlich genug wurde, noch einmal kurz und knapp zum Abschluss: Die Mittelstufenakademie ist einfach großartig. 

One thought on “Gemeinschaft, Vielseitigkeit, Begeisterung - und ein paar Ohrwürmer gab's auch dazu 

  1. Simone Beege says:

    Was für ein wunderschöner Text und Einblick in die Mittelstufenakademie.

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