Ganz anders oder doch gleich? [Bericht von der HSAKA-O '24]

Eine Longitudinalstudie von 2014–2024 zur Bedeutsamkeit der (gemeinsamen) Albernheit

Katharina E. Kraus, Miriam E. Mayer

Die Autorinnen wagen sich, nachdem sie selbst 2014 & 2015 als Schülerinnen Teil der Oberstufenakademie waren, an eine Reflexion ihrer Eindrücke als gereifte Alumnae zur Transformation derselbigen im letzten Jahrzehnt - ne Spaß, wir hören jetzt auf, uns hinter aufgeblasener Sprache zu verstecken, wir haben den Blick für das Wesentliche noch nicht verloren. Wir wollen in diesem Text unsere Eindrücke während unseres diesjährigen Besuchs festhalten und uns dabei die Frage stellen: Wie hat sich die Oberstufenakademie (im Folgenden HSAKA-O) aus unserer Perspektive verändert? 

Ein wesentlicher Bestandteil des Burg-Alltags ist natürlich die Arbeit in den Fach- und musisch-kulturellen Kursen. Auch wenn es sich in vielerlei Hinsicht angefühlt hat, als sei alles genauso wie früher, sind uns doch ein paar Veränderungen aufgefallen.

Um ganz im Sinne der HSAKA einen freien, geschützten Raum zum Ausprobieren zu bieten, wurde sich von der der Idee eines “perfekten, präsentablen” Ergebnisses der Kursarbeit verabschiedet und der Fokus stattdessen auf den Arbeitsprozess gelegt. Dieser Leitfaden ist selbstredend nicht neu, sondern essentiell mit der Identität der Akademien verwoben. Jünger scheint jedoch die erkennbare Stärkung der Kommunikation dessen an die Schüler*innen. Nach außen zeigte sich das nicht zuletzt darin, dass am Gästetag die durchgehenden Präsentationen in der Halle, wie wir sie aus unserer Zeit als Schülerinnen noch kannten, von Werkschauen der Fachkurse an verschiedenen Standorten der Burg abgelöst wurden: weg von dem steiferen Format des “tadaa, das haben wir die letzten 12 Tage final ausgearbeitet” hin zur Möglichkeit eines individuellen und interaktiven Austausches mit den Gästen. 

Auch schon vor dem Gästetag wurde die Kommunikation dieses Leitfadens bemerkbar: Auftritt Wohlfühlboxen, die letztes Jahr eingeführt wurden. Dahinter verbirgt sich eine Sammlung von Tools, z.B. Finger-Massageringe, Ohrenstöpsel, Traubenzucker, Igelbälle und Knete. Diese Tools können die Verwender*innen während der Zeit auf der Burg bei der Frage “Unter welchen Rahmenbedingungen lerne ich eigentlich am besten?”, in der Achtung der eigenen Bedürfnisse und der Verarbeitung überwältigender Eindrücke unterstützen (kurze Anmerkung: die Zwecke dieser Wohlfühlboxen sind vielschichtig und die Darstellung dem Rahmen dieses Textes entsprechend extrem heruntergebrochen). 

Der Umstand, dass diese Tools zur Verfügung stehen, zeigt: Der Fokus liegt nicht nur auf dem Lernen z.B. in der Kursgemeinschaft, sondern auch auf den individuellen Herangehensweisen der Schüler*innen und dem Ausprobieren von Methoden des Lernprozesses. Indem den Schülerinnen und Schülern die Wichtigkeit dessen vermittelt wird, scheint sich automatisch die Bedeutung eines vermeintlich perfekten Arbeitsergebnisses zu relativieren. 

Dazu werden niedrigschwellige Möglichkeiten angeboten, um den Umgang mit Druck, den ein motiviertes und komplexes Umfeld wie die HSAKA-O eben auch auslösen kann, zu erleichtern. Wir als Vorstandsmitglieder des Alumni- und Fördervereins freuen uns sehr, dass wir jetzt das zweite Jahr die Anschaffung der Wohlfühlboxen finanziell fördern und damit diese Entwicklung der Stärkung der Akademie-Leitfäden unterstützen können. Dieser “kleine Wandel” hat das Potential, auf individueller Ebene unglaublich viel zu bewirken. 

Eine besondere Freude war es auch, die Neulinge im musisch-kulturellen Angebot zu begrüßen und daran teilhaben zu können. Neben Kammermusik und klassischem Chor hat elektronisch produzierte Musik ihren Einzug in die Burg gefunden. Lieder, die auch im Chor gesungen wurden, haben dadurch eine Umwandlung zum EDM-Hit durchgemacht - und was für eine ?!.

Am internen Abschlussabend wurde beim Rave im Webraum unter anderem zu diesen selbst produzierten Hits bis in die Nacht getanzt und auch die Gäste kamen in den Genuss der elektrisierenden Rhythmen, was den bzw. die ein oder andere(n) in Staunen (oder vielleicht sogar in Schock) versetzt zu haben schien. Außerdem gab es unter anderem eine fantastische Filmproduktion mithilfe von AI-generierten Techniken, die uns und allen Gästen einen spannenden Einblick in das Leben der Burgler im Mittelalter vermittelte. Es ist wirklich großartig, dass Schüler*innen während der Akademie solche Projekte gestalten können, die vieles sind: kreativ, spannend, mitreißend, aber sicher nicht alltäglich.

On a more personal note: Ganz neidisch waren wir auf die Einführung von Lagerfeuern mit Marshmallows, Stockbrot und Gesang. Und was wir sicher nicht vermissen: das 8-Uhr-Frühstücksfoto, auf dem Kathi meistens in aller Frische  strahlte (Anmerkung von Kathi aus der Redaktion: eher in Empörung darüber, um diese Uhrzeit fotografiert zu werden) und auf das es Miri nie geschafft hat. Die immer später werdende Aufstehzeit und die proportional dazu abnehmende Frühstückszeit sind aber gleich geblieben - wen wundert es noch?


Und noch mehr ist gleich geblieben… 

Auch wenn die HSAKA sich verändert und mit der Zeit mitgeht, hat ihr Kern absolut Bestand. Schon an unserem ersten Tag haben wir die “HSAKA-Art des Lernens” erleben können: das gemeinsame inhaltliche Arbeiten auf Augenhöhe, das wohl als Fundament des geschützten Raumes zum “Dinge einfach mal ausprobieren” bezeichnet werden kann. Natürlich hat uns auch die ganz besondere Gemeinschaft auf der Burg wieder in ihren Bann gezogen, genauso wie die Begeisterung der Schüler*innen bei der nachmittäglichen Percussion und Tanz-Session im Innenhof, beim Belgian Dance, beim Singen der diesjährigen HSAKA Chor Hits oder deren EDM Versionen. Wir konnten die Neugierde und Offenheit über die inhaltlichen Themen beobachten,die Freiheit, alle verrückten Ideen und Eigenheiten ausdrücken und ausführen zu können und die Erfahrung, dass gerade diese gefeiert und verstärkt werden. 

Wie Peter es in seiner Ansprache an die Gäste treffend zusammengefasst hat : HSAKA-O heißt gemeinsam albern sein! Gemeinsam Dinge mal nicht so ernst nehmen. Loslassen. Sich offen und ehrlich begegnen und freuen. 

Danke, dass wir während unseres Besuchs wieder in diese besondere Atmosphäre eintauchen durften. Wir hoffen, dieser Text transportiert etwas von unseren Beobachtungen und ihr habt beim Lesen vielleicht ein kleines bisschen Burg-Spirit verspürt. 

Miri und Kathi 

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